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Gelbrand-Scharnierschildkröte

Veröffentlicht von: Redaktion · Zuletzt aktualisiert: 01.05.2022 · Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Die Gelbrand-Scharnierschildkröte ist eine kleine aber sehr aktive und neugierige Schildkrötenart. Nicht zuletzt weil die Reptilien in der Natur als stark gefährdet gelten, werden Gelbrand-Scharnierschildkröten eher seltener als Haustiere gehalten. Im folgenden Artikel möchten wir diese Schildkrötenart dennoch genauer vorstellen und auch ein paar wichtige Punkte zur Haltung erklären.

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Gelbrand-Scharnierschildkröte: Steckbrief

Gelbrand-Scharnierschildkröte – Steckbrief
Lateinische Bezeichnung Cuora flavomarginata
Klasse Reptilien
Ordnung Schildkröten
Familie Altwelt-Sumpfschildkröten
Gattung Scharnierschildkröten
Verbreitungsgebiet Jangtsekiang-Region in China, sowie auf Taiwan und den Ryukyu-Inseln (Japan)
Lebenserwartung bis über 100 Jahre
Größe etwa 14 bis 20 cm
Gewicht etwa 400 bis 750 g
Ernährung Allesfresser mit hohem Anteil tierischer Nahrung (Weichtiere, Insekten)
Aktivität tagaktiv
Winterruhe etwa 3 Monate
Haltung Einzelhaltung (Männchen), Gruppenhaltung (Weibchen)
Populäre Schildkrötenarten

Verbreitungsgebiet

Die zu den Sumpfschildkröten gehörende Gelbrand-Scharnierschildkröte ist im Südosten von China, in Taiwan sowie auf den zu Japan gehörenden Ryukyu-Inseln beheimatet. Dort lebt sie überwiegend an Land. Aufgrund ihres kleinen Verbreitungsgebietes wird sie als gefährdete Schildkrötenart eingestuft.

Man unterscheidet drei verschiedene Unterarten: Die in Taiwan lebende Cuora flavomarginata flavomarginata. Die das chinesische Festland bewohnende Cuora flavomarginata sinensis. Sowie die auf den Ryukyu-Inseln verbreitete Cuora flavomarginata evelynae.

Aussehen

Der Rückenpanzer von Gelbrand-Scharnierschildkröten ist dunkelbraun bis fast schwarz. Ihren Namen haben die Tiere durch ihren deutlich ausgeprägten gelben Mittelkiel über dem Rückenpanzer. Typisch für diese Schildkrötenart ist auch der gelb-orangene Kopf, der in Augenhöhe Richtung Hals verlaufend gelbe Streifen hat. Die Beine der Tiere sind dunkelbraun bis schwarz gehalten, wobei sich an den Hinterfüßen vier und an den Vorderfüßen fünf Zehen befinden.

Männliche Exemplare der Gelbrand-Scharnierschildkröte haben einen längeren Schwanz, der an der Basis dicker ist als bei den Weibchen. Ein weiterer geschlechtsspezifischer Unterschied ist, dass der Kopf der Männchen massiger ist.

Die zu den Sumpfschildkröten zählenden Gelbrand-Scharnierschildkröten können etwa 15 cm groß werden. Ein besonderes Merkmal dieser Gattung ist, dass die Tiere sich vollständig in ihren Panzer einziehen und ihr Scharnier am Plastron verschließen können. Allerdings wird man dieses Verhalten in Gefangenschaft nur dann beobachten können, wenn sich die Schildkröten stark erschrecken und bedroht fühlen.

Haltung

Für eine ganzjährige Haltung im Freigehege ist das europäische Klima deutlich zu rau. Gelbrand-Scharnierschildkröten fühlen sich deshalb in einem Zimmer-Terrarium deutlich wohler.

Haltung im Terrarium

Bei der Haltung im Terrarium muss auf ein immer feuchtes und mindestens 15 Zentimeter tiefes Substrat geachtet werden. Ein flacher und sauberer Wasserteil ist ebenfalls erforderlich und auch an Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten sollte gedacht werden.

Was die Größe des Terrariums anbelangt, sollte ein adultes Pärchen ein Platzangebot von mindestens zwei Quadratmetern haben. Bei der Haltung muss auf einen jahreszeitlichen Rhythmus geachtet werden. Im Winterhalbjahr sollte die Beleuchtung der Anlage demzufolge schwächer und kürzer sein, im Sommer stärker und länger. Die Temperaturen im Winter sollten für mindestens sechs bis acht Wochen auf etwa zehn bis zwölf Grad Celsius abgesenkt werden. Im Sommer sollten die Temperaturen im Terrarium bei bis zu 30 Grad Celsius liegen.

Für eine artgerechte Simulation des natürlichen Lebensraums sollte die Temperatur im Terrarium variieren. Ohne technisches Equipment funktioniert hier nichts. Unbedingt zur Regulierung der klimatischen Bedingungen erforderlich ist eine Licht-, Wärme- und UV-Quelle. Das Terrarium sollte etwa zehn Stunden täglich bei einer Sonnenplatztemperatur von 35 Grad Celsius beleuchtet werden.

UV-Lampen sorgen für eine natürliche Bildung von Vitamin D3, mit welchem die Tiere das notwendige Kalzium für den Panzer- und Knochenbau verwerten können. Bei der Einrichtung des Terrariums sollte zudem an kühlere Unterschlüpfe gedacht werden, damit die Reptilien ihre Temperatur auch selbst etwas regulieren können.

Worauf ebenfalls immer geachtet werden muss, ist, dass im Terrarium eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit vorherrscht. Ein Ultraschallvernebler, der für etwa 30 Minuten pro Tag eingeschaltet wird und durch mikrofeine Wasserzerstäubung für Nebel im Terrarium sorgt, ist zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit am besten geeignet.

Im Terrarium muss außerdem eine Bademöglichkeit gegeben sein. Diese darf aber nur so hoch sein, dass die Schildkröten ihren Kopf bequem über die Wasseroberfläche bekommen. Obwohl sie zu den Sumpfschildkröten zählen, können Gelbrand-Scharnierschildkröten nämlich nicht schwimmen. Deswegen muss auch an eine Ausstiegsmöglichkeit gedacht werden, damit die Tiere problemlos wieder an Land kommen und nicht qualvoll ertrinken.

Ausgestattet werden sollte das Gehege mit ungedüngter Walderde oder Gartenerde. Gut ist, die Erde mit einer Beregnungsanlage zu befeuchten. Ideale Unterschlupfmöglichkeiten sind Korkröhren, an denen die Schildkröten auch klettern können. Sehr beliebt bei den Tieren sind auch Moorkienholzwurzeln sowie Sphagnum Moos, in welches sie sich gerne eingraben.

Wenn das Terrarium ausreichend groß und gut strukturiert ist, können durchaus auch mehrere Schildkröten der gleichen Art zusammen gehalten werden. Mehr als ein Männchen sollte man sich aber nicht anschaffen, da diese sich untereinander üblicherweise nicht vertragen.

Haltung im Freigehege

Eine weitere Möglichkeit besteht natürlich auch darin, sich während des Sommers für eine geschützte Freilandhaltung zu entscheiden. Die Anlage sollte in diesem Fall ausbruchssicher und eingefriedet sein. Ebenso wichtig ist, dass feuchte Versteckmöglichkeiten in Form von Höhlen und Mulmgruben vorhanden sind. Viele Pflanzen und Steine, ein flacher kleiner Teich oder Bachlauf sind ebenfalls ein Muss. Achtung: Aufgrund der klimatischen Bedingungen in Mitteleuropa ist eine Außenhaltung der Tiere im Winter nicht möglich!

Ernährung

Die Gelbrand-Scharnierschildkröte zählt zu den Allesfressern und sollte eine Mischung aus pflanzlicher und tierischer Kost bekommen. Eine Fütterung sollte alle drei bis fünf Tage erfolgen. Dabei kann neben süßem Obst und Beeren auch Lebendfutter angeboten werden. Ältere Tiere benötigen einen geringeren Anteil an tierischer Kost.

Folgendes Futter dürfen die Sumpfschildkröten fressen: Erdbeeren, Banane, Birne, Himbeeren, Brombeeren, Apfel, Ananas, Mango, Heuschrecken, Grillen, Schnecken, Regenwürmer, Süßwasserfisch und Zophobas. Gutes Frostfutter sind junge Mäuse und nestjunge Ratten.

Gelbrand-Scharnierschildkröten sind geschickte Jäger. Sie visieren Ihre ihre Beute kurz an und erlegen sie mit einem schnellen Biss. Bei der Fütterung muss darauf geachtet werden, dass auch kleinere Tiere etwas abbekommen und nicht gebissen werden. Schließlich gelten die kleinen Reptilien als sehr futterneidisch. Einem Artgenossen das Futter aus dem Maul zu schnappen, kommt sehr häufig vor.

Die neuen Mitbewohner sollten in ihrem Gehege zudem immer eine Sepiaschale finden. Das ist vor allem für Weibchen zur Bildung und Beschalung ihrer Eier sehr wichtig.

Zucht und Fortpflanzung

Gelbrand-Scharnierschildkröten zeigen das ganze Jahr über Balzaktivitäten. Bei diesen nähert sich das Männchen mit nickenden Bewegungen dem Weibchen. Dabei versucht es, dem Weibchen in Kopf und Vorderbeine zu beißen. Verhält sich das Weibchen ruhig, wird es bestiegen und eine Paarung findet statt. Andernfalls wird das Männchen immer rabiater in seinen Paarungsversuchen, schäumt aus der Nase und zischt. Das aggressive Verhalten kann sogar so weit gehen, dass der Panzer des Weibchens verletzt wird, wenn das Männchen in diesen beißt und ihn hin und her rüttelt.

Wenn ein geeigneter Platz zur Eiablage gefunden ist, werden ein bis drei Eier gelegt und die Eigrube danach sorgfältig verschlossen. In einem Inkubator schlüpfen die Tiere nach etwa 70 bis 90 Tagen. Nach dem Schlüpfen ernähren sich die Jungtiere bereits annähernd so wie die erwachsenen Schildkröten. Wichtig ist, dass sie während des Wachstums ausreichend Eiweiß in Form von fleischlicher Nahrung angeboten bekommen. Regenwürmer sind für Jungtiere als Proteinquelle besonders gut geeignet.

Wichtige Fragen zur Gelbrand-Scharnierschildkröte

Die folgenden Fragen werden zum Thema Gelbrand-Scharnierschildkröte und ihre Haltung häufiger gestellt.

Wie alt werden Gelbrand-Scharnierschildkröten?

Gelbrand-Scharnierschildkröten werden üblicherweise etwa 50 Jahre alt, in seltenen Fällen wurden einige Exemplare sogar über 100 Jahre alt. In der Natur wird ein solch hohes Alter aber nur äußerst selten erreicht, da die Schildkröten in freier Wildbahn oft Opfer von Feinden werden oder häufiger frühzeitig aufgrund von Erkrankungen sterben.

Wie groß werden Gelbrand-Scharnierschildkröten?

Gelbrand-Scharnierschildkröten zählen zu den kleineren Schildkrötenarten. Adulte Tiere erreichen eine Körpergröße von bis zu 20 Zentimetern, die durchschnittliche Größe liegt mit etwas 15 Zentimetern jedoch etwas darunter. Ihr Gewicht beträgt etwa 500 bis 600 Gramm.

Sind Gelbrand-Scharnierschildkröten gefährdet?

Gelbrand-Scharnierschildkröten gelten seit 1996 als stark gefährdert. Im Jahr 2000 waren die Reptilien auf dem chinesischen Festland von der Ausrottung bedroht und stehen seitdem auf der sogenannten Roten Liste der stark gefährdeten Arten der Weltnaturschutzunion IUCN.

Kann man Gelbrand-Scharnierschildkröten als Haustier halten?

Gelbrand-Scharnierschildkröten können durchaus als Haustiere gehalten werden. Aufgrund ihres Schutzstatus und den damit verbundenen Einschränkungen bezüglich eines kommerziellen Handels sind die Reptilien in heimischen Terrarien jedoch eher seltener anzutreffen. Die Haltung von Gelbrand-Scharnierschildkröten ist zudem meldepflichtig.

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