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Kaninchen

Veröffentlicht von: Redaktion · Zuletzt aktualisiert: 30.06.2022 · Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

Das Kaninchen zählt inzwischen zu den beliebtesten Haustieren. Das liegt nicht zuletzt auch am niedlichen Aussehen und den vergleichsweise einsteigerfreundlichen Anforderungen bezüglich der Haltung. In diesem Artikel möchten wir das Hauskaninchen, das die wissenschaftliche Bezeichnung Oryctolagus cuniculus trägt, genauer vorstellen und Tipps für eine möglichst artgerechte Haltung geben.

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Steckbrief: Kaninchen

Kaninchen – Steckbrief
Wissenschaftliche Bezeichnung Oryctolagus cuniculus forma domestica
Englische Bezeichnungen Domestic rabbit
Klasse Säugetiere (Mammalia)
Ordnung Hasenartige (Lagomorpha)
Familie Hasen (Leporidae)
Gattung Altweltliche Kaninchen (Oryctolagus)
Verbreitungsgebiet
  • Ursprüngliche Wildform: Spanien, Portugal, Andorra, Süd-Frankreich, Nord-Afrika
  • Haustier: weltweit
Lebensraum bevorzugt locker-sandige Erdböden in Wald- und Wiesengebieten
Lebenserwartung etwa 7 bis 12 Jahre (je nach Rasse)
Größe etwa 20 bis 70 Zentimeter (je nach Rasse)
Gewicht etwa 1 bis 12 Kilogramm (je nach Rasse)
Ernährung Pflanzenfresser (Gräser, Kräuter, Blätter, Rinde, Zweige)
Fressfeinde
  • Adler
  • Eule
  • Fuchs
  • Hermelin
  • Iltis
  • Luchs
  • Marder
  • Milan
  • Wiesel
  • Wolf
Aktivität tagaktiv
Haltung Paarhaltung (Gruppenhaltung möglich)
Schutzstatus nicht gefährdet
Winterschlaf nein
Geschlechtsreife ab etwa 3 bis 12 Monaten (je nach Rasse)
Paarungszeit ganzjährig
Wurfgröße etwa 1 bis 12 Jungtiere
Tragzeit etwa 30 Tage

Wissenswertes zu Kaninchen

Bevor wir zur artgerechten Kaninchen-Haltung kommen, möchten wir zuerst einmal eine systematische Einordnung der Kaninchen geben, denn die Worte Hasen und Kaninchen werden in der deutschen Umgangssprache oft sehr frei und synonym verwendet obwohl sie eigentlich unterschiedliche Tiere bezeichnen.

Abgrenzung Hasen und Kaninchen

Die Hasen sind eine Familie aus der Klasse der Säugetiere, zu der über 50 unterschiedliche Arten gehören. Dazu zählt zum Beispiel auch der Feldhase, der in Deutschland als Wildtier vorkommt. Innerhalb der Familie der Hasen werden einige Arten auch als Kaninchen bezeichnet. Dazu zählt beispielsweise das Wildkaninchen oder dessen domestizierte Form das Hauskaninchen. Entgegen der häufig vertretenen Meinung gehören weder Hasen noch Kaninchen zu den Nagetieren.

Hasen in Deutschland: Feldhase und Schneehase

Von den über 50 verschiedenen Hasen-Arten kommen in Deutschland heute nur zwei in der freien Wildbahn vor: Der Feldhase und der Schneehase.

Feldhase

Der in ganz Deutschland verbreitete Feldhase trägt die wissenschaftliche Bezeichnung Lepus europaeus und wird bis zu 75 Zentimeter groß und bis zu sieben Kilogramm schwer. Dank seiner kräftigen Hinterbeine erreicht der Feldhase kurzzeitig Geschwindigkeiten von bis zu 70 Km/h. Diese hohe Geschwindigkeit ist überlebensnotwendig, denn die scheuen Fluchttiere nehmen vor ihren Feinden wie Fuchs oder Greifvogel grundsätzlich Reißaus.

Aufgrund der industriellen Landwirtschaft mit immer größer werdenden Feldern nimmt der Lebensraum des Feldhasen immer weiter ab. Die ihrem Revier ein Leben lang treu bleibenden Hasen stehen deshalb in Deutschland bereits auf der Roten Liste und gelten in manchen Bundesländern bereits als stark gefährdet.

Schneehase

Der Schneehase ist der zweite Vertreter der Hasen, der in Deutschland in freier Wildbahn anzutreffen ist. Die Tiere mit der wissenschaftlichen Bezeichnung Lepus timidus kommen bei uns allerdings nur im Alpenraum vor und sind an diesen Lebensraum sehr gut angepasst.

Schneehasen werden bis zu 60 Zentimeter groß und bis zu vier Kilogramm schwer. Sie sind damit etwas kleiner als Feldhasen und wirken optisch auch etwas gedrungener. Besonders markant sind Schneehasen für ihr weißes Fell, das sie jedoch nur im Winter tragen. Im Sommer ist ihr Fell hingegen graubraun, so dass die Tiere zu jeder Jahreszeit gut getarnt sind.

Schneehasen leben in den Alpen in einer Höhe von etwa 1000 bis 3000 Meter Höhe. Der Lebensraum der Tiere nimmt kontinuierlich ab. Durch den Klimawandel sind sie gezwungen, in immer höher liegende Gebiete auszuweichen. Dort ist die Vegetation allerdings weniger üppig, so dass das Nahrungsangebot knapp wird. Schneehasen gelten in den Alpen deshalb als gefährdet.

Vom Wildkaninchen zum Hauskaninchen

Die heute umgangssprachlich oft einfach als Kaninchen bezeichneten Hauskaninchen stammen ursprünglich vom europäischen Wildkaninchen ab.

Artgerechte Kaninchen-Haltung

Wer sein Haustier liebt, möchte natürlich auch, dass es dem tierischen Freund möglichst gut geht. Die beste Möglichkeit, dies zu gewährleisten, ist die artgerechte Haltung. Diese sollte sich auch bei den Kaninchen an der natürlichen Lebensweise der Tiere orientieren. Ziel der artgerechten Haltung ist es, diese Lebensweise auch so gut wie möglich auf die Haustierhaltung zu übertragen. Ein wichtiger Punkt dabei ist die richtige Haltungsform.

Einzelhaltung

Leider fristen auch heute noch viele Kaninchen ein trostloses Dasein in Einzelhaltung. In der Natur leben die pelzigen Tiere allerdings immer in Gruppen, den sogenannten Kolonien, zusammen. Eine Einzelhaltung ist somit niemals artgerecht und letztendlich eine Form der Tierquälerei. Die sozialen Tiere benötigen Artgenossen, damit es ihnen gut gehen kann.

Paarhaltung

Eine bessere Alternative zur Einzelhaltung stellt die Paarhaltung von einem Böckchen und einer Häsin dar. In der Regel verträgt sich ein Paar, das sich erstmal aneinander gewöhnt hat, ein Leben lang. Die Paarhaltung ist erfahrungsgemäß die harmonischste Haltungsform und wird von uns deshalb auch besonders für Neulinge in Sachen Kaninchen-Haltung empfohlen.

Wichtig bei der Paarhaltung ist, dass man stets zwei etwa gleichalte bzw. gleichaktive Kaninchen miteinander vergesellschaftet, da ein unterschiedliches Aktivitätsniveau sonst zu Stress führen kann. Ebenfalls wichtig ist, dass zumindest das Männchen, also der Bock, vor der Vergesellschaftung kastriert wurde. Das vermeidet nicht nur ungewollten Nachwuchs sondern sorgt auch dafür, dass das Weibchen nicht ständig sexuell bedrängt wird.

Die Kastration des Weibchens, also der Häsin, ist oftmals ebenfalls sinnvoll, da unkastrierte Häsinnen die Tendenz zeigen, territorialer zu sein. Kastrierte Weibchen sind tendenziell ruhiger, wobei dies nicht bei allen Tieren der Fall ist. Am besten vertragen sich Geschwister-Paare, die aus demselben Wurf stammen und von klein auf aneinander gewöhnt sind.

Gruppenhaltung

Die Gruppenhaltung ist ohne Zweifel die artgerechteste Haltungsform bei Kaninchen, allerdings stellt sie auch mit Abstand die größten Anforderungen an den Halter. Das beginnt beim Platzbedarf, denn dieser steigt pro zusätzlichem Kaninchen weiter an und nur wenige Halter haben auch tatsächlich den notwendigen Platz für eine größere Gruppe.

Aber auch die Gruppendynamik spielt bei der Haltung von mehreren Kaninchen eine sehr große Rolle. Zwar sind Kaninchen in der Natur soziale Gruppentiere, aber innerhalb dieser Gruppe gibt es eine klare Rangfolge der Tiere, welche durch teils blutige Rangkämpfe ausgefochten wird. In der Haustierhaltung wird diese Problematik durch den begrenzten Platz noch verstärkt.

Wir empfehlen die Gruppenhaltung deshalb nur für erfahrene Halter, die genügend Platz zur Verfügung haben und die Gruppendynamik richtig einschätzen und bei Bedarf reagieren können. An dieser Stelle sei erwähnt, dass auch größere gleichgeschlechtliche Gruppen in der Regel nicht ohne Weiteres funktionieren. Selbst in reinen Weibchengruppen zicken sich die erwachsenen Häsinnen oft gegenseitig an und es kommt zu Stress und Kämpfen.

In der Praxis am besten funktioniert die Gruppenhaltung mit mehreren kastrierten Böcken und mehreren Weibchen. Klare Außenseiter innerhalb einer Gruppe sollten von dieser allerdings getrennt werden. Im Anschluss sollte ein weiterer Vergesellschaftungsversuch innerhalb einer anderen Gruppe erfolgen. Wenn auch der nicht erfolgreich ist, ist eine Paarhaltung ratsam.

Haltung mit anderen Haustieren

Häufig werden Kaninchen aus Unwissenheit oder aufgrund falscher Vorstellungen mit anderen Haustieren vergesellschaftet. Auch wenn es oft gut gemeint ist, ist ein solches Zusammenleben für die beteiligten Tiere leider nicht artgerecht. Meerschweinchen und Kaninchen sehen vielleicht ähnlich süß aus, doch beide Tierarten können nicht miteinander kommunizieren und interpretieren das jeweilige Verhalten oft komplett unterschiedlich.

Auch ein direktes Zusammenleben mit Hunden oder Katzen ist nicht empfehlenswert. Hunde sollten generell nicht unbeaufsichtigt auf ein Kaninchen treffen, da diese zur natürlichen Beute der Vierbeiner gehören und den Jagdinstinkt wecken. Weniger gefährlich für erwachsene Kaninchen sind Katzen, allerdings sorgt auch ihre Anwesenheit bei den Schlappohren für jede Menge Stress.

Artgerechtes Gehege

Das Thema artgerechtes Kaninchen-Gehege ist ein besonders schwieriges, weil sich hier vor allem bei der Gehegegröße Theorie und Praxis leider extrem unterscheiden. Die Experten sind sich inzwischen einig darüber, dass eine reine Käfighaltung von Kaninchen niemals artgerecht sein kann.

Das liegt daran, dass Kaninchen von Natur aus einen sehr großen Bewegungsdrang besitzen. Die Tiere legen in freier Wildbahn bei der Nahrungssuche große Strecken zurück und sind es gewöhnt, zu sprinten, zu springen und Haken zu schlagen. All das können sie in einem Käfig nicht. Dies gilt besonders für die im Handel angebotenen Kaninchen-Käfige, die in der Regel viel zu klein sind.

Außenhaltung

Kaninchen sind relativ wetterfeste Tiere, die problemlos in einem dafür eingerichteten Außengehege gehalten werden können. Ideal ist es, wenn die Tiere im Garten untergebracht werden und dadurch Zugang zu einer Grünfläche bekommen können, auf der sie nicht nur frisches Grünfutter vorfinden, sondern sich auch richtig austoben können.

Wohnungshaltung

Viele angehende Kaninchen-Halter wohnen in einer Wohnung und besitzen keinen Garten. Eine artgerechte Kaninchen-Haltung ist dadurch natürlich erschwert, aber dennoch nicht unmöglich. Wichtig ist vor allem, dass die Tiere in der Wohnung nicht einfach nur in einem Käfig gehalten werden.

Im Rahmen der Wohnungshaltung ist zusätzlicher Auslauf in jedem Fall Pflicht. Zwei Stunden täglich ist das absolute Minimum. Noch besser ist, wenn für die Tiere eine umzäunte Kaninchen-Ecke eingerichtet wird, in welcher sie sich nach Lust und Laune frei bewegen können.

Mindestgröße

Einstreu

Einrichtung

Ernährung und Futter

Kaninchen sind von Natur aus sogenannte Herbivoren, die sich von Pflanzen ernähren. In freier Wildbahn ernähren sich die Tiere überwiegend von den Blättern von Grünpflanzen. Im Sommer besteht die Ernährung zusätzlich aus Gräsern und Kräutern. Im Winter wird vermehrt auch auf andere Pflanzenteile wie Knospen, Rinden oder Wurzeln zurückgegriffen.

Die natürliche Nahrung ist durch einen hohen Wasseranteil von bis zu 90 Prozent gekennzeichnet, so dass Kaninchen einen großen Teil ihres Flüssigkeitsbedarfs über ihre Nahrung decken können. Der Rohfaseranteil des Futters beträgt etwa fünf Prozent, während Roheiweiß nur einen Anteil von einem bis fünf Prozent ausmacht.

Da Kaninchen ihren Eiweißbedarf durch ihre pflanzliche Nahrung nicht decken können, wird auch über die gelegentliche Aufnahme von tierischer Nahrung spekuliert. Hauskaninchen beispielsweise wagen sich in Gefangenschaft auch an Fleischreste heran.

In freier Wildbahn decken die Tiere ihren Eiweißbedarf zum Teil auch durch das Fressen des eigenen Kots. Schwer verdauliche Nahrungsbestandteile werden zuvor im verlängerten Blinddarm der Kaninchen durch die Darmflora fermentiert. Der ausgeschiedene Kot enthält dadurch Bakterienproteine und wertvolle Vitamine, die durch das Kot-Fressen erneut aufgenommen und verdaut werden.

Krankheiten

Anschaffung und Kauf

Häufige Fragen

Im nachfolgenden Abschnitt haben wir häufige Fragen über Kaninchen und ihre artgerechte Haltung gesammelt und beantwortet.

Wie alt wird ein Kaninchen?

Kaninchen werden als Haustiere etwa 7 bis 12 Jahre alt. Die genaue Lebenserwartung ist von der jeweiligen Rasse abhängig. Generell gilt dabei, dass größere Kaninchen-Rassen tendenziell nicht so alt werden wie kleinere.

Wie groß wird ein Kaninchen?

Kaninchen werden etwa 20 bis 70 Zentimeter groß (Kopf-Rumpf-Länge) und erreichen ein Gewicht von etwa einem bis 12 Kilogramm. Die Größe und das Gewicht der Tiere ist dabei vor allem von der jeweiligen Kaninchen-Art beziehungsweise Rasse abhängig.

Während wilde Zwergkaninchen (Brachylagus idahoensis) beispielsweise nur eine Kopf-Rumpf-Länge von maximal 30 Zentimetern und ein Gewicht von zirka 400 bis 450 Gramm erreichen, kommen Deutsche Riesen auf eine Größe von stattlichen 70 Zentimetern und ein Gewicht von bis zu 12 Kilogramm.

Was darf ein Kaninchen fressen?

Kaninchen sind Pflanzenfresser, die sich hauptsächlich von Gräsern und Kräutern ernähren. Ein wesentlicher Bestandteil des Kaninchen-Speiseplans ist Frischfutter in Form von Grünpflanzen und Kräutern wie Gras, Löwenzahn, Brennnessel, Petersilie, Kamille, Spitzwegerich, Luzerne, Kerbel, Dill oder Huflattich.

Daneben fressen die Tiere auch frisches Gemüse wie Salat, Fenchel, Karotte, Pastinake, Sellerie, Steckrübe, Chicoree oder Gurke sehr gerne. Obst wie Äpfel, Birnen, Beeren oder Bananen sollte wegen des hohen Zuckergehalts nur selten und in kleinen Mengen gefüttert werden.

Sind Kaninchen Nagetiere?

Alle Kaninchen nagen zwar instinktiv an allem, was ihnen vors Mäulchen kommt, dennoch zählen die pelzigen Gefährten offiziell nicht zu den Nagetieren. Als Mitglieder der Familie der Hasen (Leporidae) gehören die Kaninchen zur Ordnung der Hasenartigen (Lagomorpha), die neben der Ordnung der Nagetiere (Rodentia) existiert.

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