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Die Zucht von Meerschweinchen

Veröffentlicht von: Redaktion · Zuletzt aktualisiert: 27.01.2013 · Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

Der Wunsch nach Meerschweinchen-Nachwuchs ist durchaus verständlich. Schließlich gibt es nichts süßeres, als die kleinen Nachkommen seiner Lieblinge aufwachsen zu sehen. Jedoch ist die Zucht von Meerschweinchen kein Thema, das einfach so abgetan werden sollte, sondern bedarf einer intensiven Beschäftigung.

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Wir geben viele Tipps zur Zucht von Meerschweinchen und gehen unter anderem darauf ein, welche Gedanken man sich vor der Zucht machen sollte und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Darüber hinaus gehen wir auch detailliert auf die Paarung, die Schwangerschaft, die Geburt, die Entwicklung des Nachwuchs sowie die Aufzucht mit der Hand ein. Ebenso zeigen wir, wann die Jungtiere abgegeben werden dürfen.

Fragen und Gedanken vor der Zucht

Bevor man zwei Meerschweinchen miteinander verpaart, sollte man sich über die Konsequenzen bewusst sein. Deshalb ist es in jedem Fall empfehlenswert, sich vor der Zucht einige Gedanken zu machen und Fragen zu beantworten. Anhand unserer Liste wollen wir dabei helfen, die Frage, ob eine Zucht von Meerschweinchen wirklich sinnvoll ist, zu beantworten.

  • Warum möchte man überhaupt Nachwuchs haben? Ist es, weil man einfach mal miterleben möchte, wie Meerschweinchen Babys bekommen oder aber wird der Gedanke davon geleitet, die Geburt miterleben zu wollen? In keinem Fall für die Zucht entscheiden sollte man sich dann, wenn man ausschließlich um des Nachwuchs willen züchten möchte. Es sollte schon ein fester Gedanke dahinter stehen.
  • Verfüge ich über genügend Platz? Egal, wie groß der Wurf ausfallen wird, in jedem Fall muss genügend Platz vorhanden sein, um die Meerschweinchenbabys und die Mutter unterbringen zu können. Auch dann, wenn man die Jungtiere nicht vermitteln kann, muss sichergestellt werden, dass diese artgerecht untergebracht werden. Zudem muss auch genügend Platz vorhanden sein, um einige Böcke getrennt von den Weibchen unterbringen zu können.
  • Wohin kann ich die Babys vermitteln? Pro Wurf können Meerschweinchen bis zu acht Babys bekommen. Entweder macht man sich bereits vor der Geburt auf die Suche nach entsprechenden Abnehmern oder aber man sorgt dafür, dass man selbst genügend Platz für die Unterbringung der Meerschweinchenbabys hat. Absolut tabu sein sollte die Abgabe in der Zoohandlung oder im Tierheim.
  • Kann ich sicherstellen, dass die Elterntiere absolut gesund sind, das richtige Alter und Gewicht haben? Ganz wichtig ist, dass die Mutter bei der Geburt nicht zu jung ist, ansonsten kann es zu Komplikationen kommen. Darüber hinaus muss darauf geachtet werden, dass die Eltern der beiden ausgewählten Meerschweinchen weder Zahnfehlstellungen noch Erbkrankheiten haben.
  • Bei einer Geburt können immer Komplikationen auftreten – ebenso während der Schwangerschaft. Man sollte dazu bereit sein, das Risiko einzugehen, dass das Muttertier während der Schwangerschaft oder der Geburt stirbt. Schlimmstenfalls muss man sich um die mutterlosen Jungtiere kümmern und auch das notwendige Wissen besitzen, um während der Schwangerschaft oder der Geburt adäquat reagieren zu können.

Welche Voraussetzungen für die Zucht müssen erfüllt sein?

Natürlich kann man den Erfolg einer Zucht nicht vorhersagen. Es gibt aber einiges, das man tun kann, um mögliche Komplikationen zu vermeiden. Es sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass man selbst als auch die Elterntiere folgende Voraussetzungen erfüllt:

Alter

Mit etwa 3-4 Wochen werden weibliche Meerschweinchen geschlechtsreif. Weibchen sind ihnen ein wenig voraus und können bereits im Alter von drei Wochen oder dann, wenn sie 250 g wiegen, geschlechtsreif sein. Das heißt aber nicht, dass die Böckchen und schon gar nicht die Weibchen dazu bereit sind, zu decken bzw. gedeckt zu werden. In jedem Fall sollte das Böckchen mindestens 4-5 Monate alt sein, ehe es das erste Mal deckt. Bei Weibchen sollte auf ein Mindestalter von sechs Monaten geachtet werden. Sie dürfen aber auch nicht älter als ein Jahr sein, wenn sie zum ersten Mal werfen. Denn ab diesem Zeitpunkt können sich Kalkablagerungen in den Bändern der Hüfte absetzen, wodurch diese unelastisch werden. Bei der Geburt können sie sich dann nicht mehr dehnen und die Wahrscheinlichkeit, dass die Mutter als auch die Babys sterben, ist extrem hoch. Zwischen zwei Würfen dürfen nicht mehr als etwa vier Monate liegen, sonst werden die Bänder ebenfalls unelastisch. Außerdem sollte kein Meerschweinchen mehr als drei Würfe bekommen müssen.

Gesundheitszustand

Ganz wichtig ist, dass beide Elterntiere zu 100 % gesund sind. Geachtet werden muss auf Zahnfehlstellungen und Erbkrankheiten. Gerade Zahnfehlstellungen lassen sich nicht immer erkennen. Denn Tiere, die bislang keine Probleme mit ihren Zähnen hatten, können Zahnfehlstellungen haben. Gesund sein müssen auch die Großeltern. Meerschweinchen aus der Zoohandlung dürfen deshalb nicht gezüchtet werden, schließlich bekommt man dort keinerlei Informationen über die Tiere.

Gewicht

Um decken zu können, muss das Bröckchen mindestens 500 g wiegen. Das Weibchen sollte auf jeden Fall 800 g – besser noch mehr – wiegen. Übergewichtige Weibchen, die mehr als 1000 g wiegen, sollten jedoch nicht gedeckt werden.

Erkrankungen

Jedes Meerschweinchen, das zu Krankheiten neigt, sollte weder Nachwuchs zeugen noch austragen. Außerdem sollten Weibchen, die schon einmal eine Fehl- oder Totgeburt hatten, nicht noch einmal gedeckt werden.

Paarung

Eine ganz wichtige Regel, die bei der Zucht von Meerschweinchen eingehalten werden muss, ist, dass man niemals Dalmatiner mit Dalmatiner, Schimmel mit Schimmel oder Dalmatiner mit Schimmel verpaaren darf. Denn beide Rassen tragen den Lethalfaktor in sich. Wird dieser bei der Paarung verdoppelt, ist der Nachwuchs nicht lebensfähig und wird entweder tot geboren, stirbt kurz nach der Geburt oder aber lebtt für einige Monate mit schweren Behinderungen.

Die Paarung

Bevor man sich mit der eigentlichen Paarung beschäftigt, sollte man sich mit dem Gedanken anfreunden, dass das Böckchen spätestens vier Wochen nachdem es das Weibchen gedeckt hat, kastriert wird. So wird ein Nachdecken der Mutter direkt nach der Geburt vermieden. Alternativ dazu wird das Böckchen von der Mutter getrennt und in eine Bockgruppe integriert.

Weibchen sind etwa alle 14-18 Tage für 8-12 Stunden aufnahmebereit. Während dieser Zeit wird das Weibchen vom Bock mit wiegenden Schritten und lautem Brommseln umworben. Am Anfang läuft das Weibchen noch zeternd weg, doch weil sich der Bock mächtig ins Zeug legt und ihr hinterherläuft, gibt sie bald nach. Sie bleibt stehen und hebt ihren Po – der Bock reitet auf. Das ganze wiederholt sich mehrmals. Man kann davon ausgehen, dass das Weibchen nach diesem Akt definitiv schwanger ist.

Nachdem die Befruchtung stattgefunden hat, wird die Scheide des Weibchens mit einem Schleimpfropfen verschlossen. Außerdem putzen sich die Meerschweinchen ausgiebig und gehen dann erstmal getrennte Wege.

Die Schwangerschaft

Die Schwangerschaft dauert bei Meerschweinchen 62-72 Tage. Meistens kommen die Meerschweinchenbabys nach 68 Tagen auf die Welt. In der ersten Schwangerschaftshälfte – also in den ersten fünf Wochen – merkt man als Halter meistens gar nicht, dass sich Nachwuchs anbahnt. Erst ab der sechsten Woche erkennt man, dass der Bauchumfang des Weibchens zunimmt. Erste Bewegungen der Babys kann man ab der siebten bzw. achten Schwangerschaftswoche sehen und fühlen.

Sobald man weiß, dass das Weibchen trächtig ist, darf man es nicht mehr hochnehmen. Sollte es unbedingt erforderlich sein, das Meerschweinchen aus dem Käfig zu nehmen, sollte man es gut unter den Füßen abstützen. Auslauf sollte die werdende Mutter natürlich weiterhin bekommen. Stress in jeder Form sollte hingegen vermieden werden. Das heißt, dass das Weibchen weder in einen neuen Käfig umziehen sollte, noch dem Stress durch Besuche beim Tierarzt oder neue Tiere in der Gruppe ausgesetzt werden darf.

Die Ernährung sollte während der Schwangerschaft auf keinen Fall umgestellt werden, da sonst die Gefahr einer Toxikose besteht. Dafür dürfen es aber durchaus ein paar Kalorien mehr sein. Am besten, man mischt einige Haferflocken oder Pelletfutter mit einer ausgewogenen Zusammensetzung als Zusatzfutter unter. Um eine Trächtigkeitstoxikose frühzeitig erkennen zu können, sollte die werdende Mutter einmal wöchentlich gewogen werden. In den letzten drei Wochen der Schwangerschaft sollte das Gewicht jeden zweiten Tag kontrolliert werden.

Die Geburt

Wenn der Vater kastriert ist, darf er auf jeden Fall bei der Geburt dabei bleiben. Außerdem sollte das Weibchen nicht aus seiner gewohnten Umgebung gerissen werden. Im Idealfall helfen der Vater und die Käfiggenossen der Mutter bei der Geburt. Wann diese so weit ist, kann man kaum feststellen. Denn erst kurz vor der Geburt klafft die Schambeinfuge etwa 1,5 bis 2 cm auseinander.

Für die Geburt baut die Mutter kein Nest, sondern sucht sich im Gehege eine ruhige Stelle. Ihre Babys bekommt sie im Sitzen. Hierfür hockt sie sich mit gespreizten Beinen hin. Der Nachwuchs wird mit dem Kopf voran geboren. Jedes einzelne Baby wird von der Mutter in Empfang genommen, indem es dieses herauszieht, abnabelt und von der Eihaut befreit. Für jedes Baby braucht die Mutter 5-10 Minuten. Weil die Meerschweinchenbabys normalerweise zu schnell hintereinander kommen, schafft die Mutter es nicht immer, alle von der Eihaut zu befreien.

Direkt nach der Geburt laufen die Jungtiere um ihre Mutter herum. Tiere, die liegen bleiben, sollte man unverzüglich untersuchen. Normalerweise bekommen Meerschweinchen pro Wurf 2-3 Jungen. Es ist aber auch möglich, dass bis zu sechs Tiere geboren werden. Hier besteht die Gefahr, dass sich die Mutter nicht um alle Babys kümmern kann. Sofern es vorkommt, dass mehr als sechs Jungen geboren werden, sind diese meistens teilweise nicht lebensfähig.

Bei der Geburt kann es auch zu Komplikationen kommen. Dies kann man daran erkennen, wenn schwangere Weibchen auf der Seite liegen und den Eindruck erwecken, Krämpfe zu haben. Dies deutet auf eine Krankheit hin, die einen unverzüglichen Besuch beim Tierarzt erforderlich macht. In den meisten Fällen liegt eine Schwangerschaftstoxikose zu Grunde.

Die Entwicklung der Meerschweinchen-Babys

Meerschweinchen-Babys sind bereits voll entwickelt, wenn sie das Licht der Welt erblicken. Bereits im Mutterleib verlieren sie ihre Milchzähne und öffnen schon zwei Wochen vor der Geburt ihre Augen. Da wundert es nicht, dass sie einige Stunden nach der Geburt neugierig durch den Käfig wuseln und auch testen möchten, wie Heu und Frischfutter schmecken. Bei der Geburt wiegen sie etwa 60-100 g und nehmen bis zu einem Alter von sechs Wochen jeden Tag 3-4 g zu. Die Babys sollten regelmäßig gewogen und außerdem ihre Ausscheidungen überprüft werden. Sollte es ab dem zweiten Tag zu einem Gewichtsverlust kommen, weist dies auf eine Krankheit oder darauf hin, dass das Meerschweinchen von seiner Mutter nicht gesäugt wird. Ist dies der Fall, sollte man das Baby an die Zitzen der Mutter legen.

Die Mutter säugt ihren Nachwuchs etwa 2-3 Wochen lang. Dennoch nehmen die jungen Tiere bereits kurz nach der Geburt Heu sowie feste Nahrung zu sich. Die Fressgewohnheiten schauen sie sich von den Erwachsenen ab. So kann man oft beobachten, dass sie intensiv am Maul anderer Meerschweinchen schnuppern und dann probieren, was diese auch fressen.

Die Geschlechtsreife setzt bei Meerschweinchen mit etwa zwei Monaten ein. Dann sind die Hoden der Böcke voll entwickelt und ihr Ejakulat enthält viele befruchtungsfähige Samenfäden. Es gibt allerdings auch frühreife Böcke, die bereits zum Ende der dritten Lebenswoche befruchtungsfähige Samen haben. Und auch Weibchen sind manchmal schon früher empfängnisbereit. Deshalb sollten die Tiere etwa zum Ende ihrer dritten Lebenswoche nach Geschlecht getrennt werden. Voll ausgewachsen sind Meerschweinchen aber erst mit 8-12 Monaten.

Aufzucht mit der Hand

Manchmal kommt es vor, dass die Mutter in den ersten drei Wochen nach der Geburt stirbt. Dann gibt es zwei Möglichkeiten, um die Jungtiere aufzuziehen. Entweder wird nach einer Amme gesucht oder aber man zieht die Meerschweinchenbabys von Hand auf. Meerschweinchen gelten als sehr soziale Tiere, weshalb man durchaus versuchen kann, den Nachwuchs in die Obhut einer anderen Meerschweinchenmutter zu geben. Das geht aber nur dann, wenn diese selbst nicht zu viele Babys hat. Die zweite Möglichkeit ist, die Jungen von Hand aufzuziehen. Hierbei müssen die Babys alle 2-3 Stunden eine Ersatzmilch gefüttert bekommen.

Wann können die Jungtiere abgegeben werden?

Viele denken, dass die Jungtiere bereits mit drei Wochen abgegeben werden können, weil sie dann nicht mehr von ihrer Mutter gesäugt werden. Allerdings können Tiere, die zu früh von ihrer Mutter getrennt werden, Verhaltensauffälligkeiten entwickeln. Besser ist es, sie noch bis zur achten Lebenswoche in der Gruppe zu lassen. Von dieser lernen sie das meerschweinchentypische Sozialverhalten. Außerdem nehmen sie den Kot ihrer Mutter weiter auf, um ihre eigene Darmflora aufzubauen. Ganz zu schweigen davon, dass sie den Schutz der Gruppe genießen. Werden Meerschweinchen zu früh von dieser getrennt, sind sie recht häufig sozial unterentwickelt, machen einen ängstlichen Eindruck und tun sich sichtlich schwer damit, sich in eine Gruppe zu integrieren.

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