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Meerschweinchen-Verhalten: Meerschweinchen verstehen lernen

Veröffentlicht von: Redaktion · Zuletzt aktualisiert: 16.06.2017 · Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Wie jedes andere Lebewesen, besitzen auch Meerschweinchen typische Verhaltensweisen, wenn sie mit ihren Artgenossen kommunizieren. Wir zeigen die typische Körpersprache von Meerschweinchen, gehen auf deren Lautsprache sowie auf ungewöhnliches Verhalten der kleinen Nager ein. Denn nur wer das Verhalten seines kleinen Lieblings deuten kann, kann ihm immer das geben, was er braucht.

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Kot fressen – Ist das normal?

Viele, die zum ersten Mal ein Meerschweinchen haben, wundern sich sicherlich darüber, dass dieses seinen Kot frisst. Ist dieses Verhalten normal?

Dass Meerschweinchen ihren Kot fressen, ist ein natürliches und wichtiges Verhalten. So können sie die in ihm enthaltenen Vitamine B und K sowie Darmbakterien, die die Darmflora unterstützen, aufnehmen. Deshalb sollte man das Kotfressen auf keinen Fall unterbinden. Bei Verdauungsproblemen, wie Durchfall und Verstopfung, kann es sogar sinnvoll sein, dem kranken Meerschweinchen frische Köttel seiner Artgenossen zum Fressen zu geben.

Haare fressen – Ist das normal?

Einige Meerschweinchen fressen ihr eigenes oder das Fell eines anderen. Dieses äußerst merkwürdige Verhalten ist bis heute nicht genau erforscht. Man geht aber von fünf Theorien aus, die für dieses Verhalten verantwortlich sein könnten.

  • Heumangel: Die Meerschweinchen haben zu wenig (gutes) Heu in ihrem Käfig
  • Mangelerscheinungen: Den Meerschweinchen fehlen bestimmte Vitamine und Mineralstoffe, etwa durch eine nicht artgerechte Ernährung
  • Dominanzverhalten: Das ranghöhere Meerschweinchen frisst das Fell eines rangniederen
  • Erlerntes Verhalten: Jungtiere haben sich dieses Verhalten von älteren Meerschweinchen abgeguckt
  • Psychische Faktoren: Die Meerschweinchen sind enormem Stress ausgesetzt oder ihnen ist langweilig

Wer so genannte Rasenmähermeerschweinchen hat, sollte deren Ernährung genau auf Mängel hin überprüfen. Außerdem sollte den Tieren genügend Beschäftigungsmaterial, wie Höhlen und Äste, zur Verfügung stehen. Allerdings ist dies keine Garantie dafür, dass die Meerschweinchen es unterlassen, das eigene oder das Fell ihrer Artgenossen zu fressen.

Rammeln – Ist das normal?

Ein Verhalten, das man bei Meerschweinchen sehr häufig antrifft, ist das Besteigen und Rammeln anderer Meeris. Das für die kleinen Nager typische Verhalten hat allerdings keinen sexuellen Hintergrund, sondern ist in der Klärung der Rangordnung begründet. Um seine Position als ranghöheres Meerschweinchen zu festigen, berammelt das dominante Tier das unterlegene. Um die Rangordnung zu klären, reiten sowohl Blöcke als auch Weibchen auf. Als Halter ist es wichtig, nicht einzugreifen, da die Rangordnung sonst nicht geklärt werden kann und es zu Stress innerhalb der Gruppe kommt.

Natürlich rammelt ein männliches Meerschweinchen ein weibliches auch beim Paarungsakt.

Verständigung: Welche Körpersprache haben Meerschweinchen?

Meerschweinchen verfügen über eine sehr ausgeprägte Körpersprache, mit der sie sich nicht nur untereinander, sondern auch ihrem Halter gegenüber verständlich machen möchten.

Aufbäumen

Wenn ein Bock einem Weibchen imponieren könnte, macht es seine Beine ganz lang und plustert sein Fell auf, um größer und breiter zu wirken. Diese Körpersprache kann man aber auch bei Rangstreitigkeiten beobachten. Dann geht das Aufbäumen meistens mit Brommseln einher.

Harnspritzen

Meerschweinchen, die einem Weibchen zu aufdringlich sind, werden oftmals mit Harn bespritzt. Dabei hebt das Tier den Po und bespritzt das andere Meerschweinchen mit seinem Urin.

Lecken hinter dem Ohr

Ein Verhalten, das Nähe und Mitgefühl symbolisiert, ist das Lecken hinter dem Ohr. Ängstliche oder kranke Meerschweinchen werden so von ihren Artgenossen getröstet. Ganz allgemein ist dieses Verhalten aber auch ein Ausdruck von Zuneigung. Oftmals ist das Lecken hinter dem Ohr bei älteren Tieren, die sich um junge Meerschweinchen kümmern, zu beobachten.

Hintereinander herlaufen

Meerschweinchen, die in eine neue Umgebung kommen und dort noch unsicher sind, laufen oftmals hintereinander her, um gemeinsam die neue Umgebung zu erkunden. Dieses Verhalten kann man auch bei Rangstreitigkeiten beobachten. Dann läuft das dominante Meerschweinchen eine Weile hinter dem unterlegenen her. Außerdem verfolgen Böcke brünstige Weibchen.

Am Käfiggitter nagen

Wenn Meerschweinchen am Käfiggitter nagen, kommen zwei Ursachen infrage: Langeweile und das Suchen nach einem Fluchtweg. Mit genügend Abwechslung im Käfig, wie Ästen und Korkhöhlen zum Knabbern, lässt sich dieses Verhalten abtrainieren. Ist hingegen die Suche nach einem Ausgang die Ursache dafür, dass das Meerschweinchen am Käfiggitter nagt, sollte man überprüfen, ob die Tiere genügend Auslauf bekommen.

Mit dem Kopf hoch schlagen

Ebenso wie das Zähneklappern gilt das Hochschlagen des Kopfes als Warnung. Wenn der Besitzer sein Meerschweinchen streichelt und es dabei den Kopf hoch schlägt, ist dies ein Zeichen dafür, dass es in Ruhe gelassen werden möchte. Dieses Verhalten kann man übrigens auch bei den Tieren untereinander beobachten. Sie versuchen so, Meinungsverschiedenheiten zu klären.

Kuscheln

Während Halter das Kuscheln von Meerschweinchen als liebevolle Geste einstufen, steckt in Wahrheit mehr dahinter. Denn nur Meerschweinchen, die Angst oder nicht genügend Platz haben, liegen dicht beieinander. Es gibt aber auch Ausnahmen: Wenn sich zwei Tiere besonders gut miteinander verstehen und sich wohl fühlen, legen sie sich dicht zueinander. Dieses Verhalten trifft man hauptsächlich bei Meerschweinchen-Babys an, die sich eng aneinander kuscheln, um sich warm zu halten und emotionale Wärme zu finden.

Mit ihrem Halter kuscheln Meerschweinchen übrigens nicht unbedingt sonderlich gerne. Sofern sie sich auf dem Arm klein machen und sich mit ihrem Kopf in die Halsbeuge legen, bedeutet dies, dass sie möglichst wenig Angriffsfläche bieten möchten, bis sie wieder in ihr Gehege gesetzt werden.

Popcornen/Luftsprünge

Besonders witzig zu beobachten bei Meerschweinchen ist das Popcornen, das die Tiere dann zeigen, wenn sich pudelwohl fühlen. Beim Popcornen springen die kleinen Nager übermütig durch den Raum und drehen sich dabei um ihre eigene Achse. Dieses Verhalten kann man mit zunehmendem Alter allerdings immer seltener beobachten.

Rammeln

Böcke, die ein brünstiges Weibchen rammeln, möchten sich fortpflanzen. Rammeln kann man aber auch dann beobachten, wenn ein ranghöheres ein rangniederes Meerschweinchen in seine Schranken verweist.

Weglaufen/Flucht

Meerschweinchen sind Fluchttiere. Vernehmen sie unbekannte Geräusche oder schnelle Bewegungen, begeben sie sich sofort in ein sicheres Versteck.

In Starre verfallen

Haben sie Angst, verfallen Meerschweinchen in eine Starre und reißen dabei ihre Augen weit auf. Tiere, die sich in einer Starre befinden, sollten weder herausgenommen noch gestreichelt werden. Dies könnte ihre Angst noch vergrößern.

Wie sollte man sich als Besitzer verhalten? Um das Tier zu beruhigen, sollte man leise auf es einreden und hektische Bewegungen vermeiden. Meistens haben sich die Tiere nach einigen Minuten wieder beruhigt. Ist dies nicht der Fall, kann eine ernst zu nehmende Krankheit dahinter stecken und es sollte ein Tierarzt aufgesucht werden.

Verständigung: Welche Lautsprache haben Meerschweinchen?

Um sein Meerschweinchen besser verstehen zu können, sollte man dessen Lautsprache deuten können. Wir zeigen hier die typische Lautsprache der kleinen Fellknäule und wollen damit zu einer problemlosen Verständigung zwischen Tier und Mensch beitragen.

Lautes Quieken

Hungrige Meerschweinchen machen sich durch ein lautes Quieken bemerkbar. Der sehr laute Rufton wird stoßweise geäußert und sollte nicht mit der etwas schrilleren Variante verwechselt werden. Ein schrilles Quieken bedeutet nämlich, dass Meerschweinchen Angst oder Panik verspüren oder Schmerzen haben. Auch Meerschweinchen-Babys stoßen ein lautes Quieken aus, wenn sie nach ihrer Mutter suchen.

Leises Mucken und Quiezen

In einer Weibchen-Gruppe kann man oft ein leises Mucken und Quiezen hören. Dabei handelt es sich um eine Art Diskussionssprache. Die Weibchen sind sich nicht ganz einig sind. Diese Lautsprache kann die Vorstufe zu einem echten Streit sein.

Brommseln

Ein knatterndes, brummendes und gurrendes Geräusch wird als Brommseln bezeichnet und ist dann zu hören, wenn das Männchen Partnerinnen auf sich aufmerksam machen möchte. Dann bewegt sich das Meerschweinchen langsam wiegend, leicht seitlich gestellt und mit gesenktem Kopf auf das andere Meerschweinchen zu und brummt dabei sehr laut. Brommseln ist also ein Paarungslaut, den man vor allem von Weibchen hört. Manchmal kann man dieses Verhalten auch beobachten, wenn man eine gemischte Gruppe hält und den Böckchen die Streitereien der Weibchen zu viel werden. In einer reinen Böckchen-Gruppe unterhalten sich die Meerschweinchen durch diese Laute auch miteinander.

Zirpen

Zirpen könnte man wohl am ehesten mit dem Laut vergleichen, den ein zwitschernder Vogel von sich gibt. In freier Natur versuchen Meerschweinchen so, Stress abzubauen. In der Heimtierhaltung hört man Zirpen nicht so oft, doch auch hier ist es ein Zeichen von Stress. Bei Rangstreitigkeiten, Krankheit oder dann, wenn ein Tier aus der Gruppe stirbt, versuchen die Meerschweinchen so, sich zu beruhigen. Die Tiere um das zirpende Meerschweinchen herum verfallen meistens in eine Art Starre, die allerdings nicht weiter bedenklich ist.

Meistens hören die Meerschweinchen auf zu zirpen, wenn ihr Besitzer nachgucken möchte, was in der Gruppe los ist. Dennoch ist wichtig, herauszufinden, was den Stress in der Gruppe ausgelöst hat.

Gurren

Gurren, ähnlich dem Brommseln, nur leiser, dient Meerschweinchen dazu, sich gegenseitig zu beruhigen.

Zähneklappern

Bei Rangstreitigkeiten klappern die Tiere oft mit den Zähnen, um anderen Meerschweinchen zu drohen. Deshalb wird das Zähneklappern auch als Vorstufe zu einem heftigen Streit angesehen. Meerschweinchen, die einen Menschen anklappern, zeigen damit, dass sie in Ruhe gelassen werden möchten. Man sollte dies als Halter dann akzeptieren.

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